Mathias Kessler

mathias kessler

"The future of art will be an experience not mediated by an image but an encounter."
Mathias Kessler

Über das Werk

Mathias Kessler verwandelt den Eingangsbereich der Galerie in eine fotografische Rund-um-Installation. Sie bildet den Auftakt zur Ausstellung Sensing Nature, die er gemeinsam mit der Galeristin Heike Strelow kuratiert. Wände und Boden sind tapeziert mit Luftaufnahmen einer gigantischen Abraumhalde. Sie sind Teil des Werkkomplexes West Virginia Mining Landscape, mit dem der österreichische Künstler eine besonders aggressive Form des Bergbaus in den USA dokumentiert. Beim sogenannten Mountaintop Mining werden ganze Bergkuppen abgetragen, um leichter an die Kohleflöze zu gelangen. Vom Flugzeug aus untersucht Kessler die verheerenden Folgen für Landschaft und Umwelt. Mithilfe eines digitalen Kartierungsprogramms fügt er die einzelnen Aufnahmen zu wandfüllenden Tableaus zusammen, mit denen er den Raum auskleidet. Bewusst gesetzte Perspektivwechsel zwischen Boden und Wand verunsichern. Nie lässt sich das gesamte Werk auf einmal erfassen. Die monumentale Wucht der Bilder konfrontiert den/die Betrachter*in mit einem Schreckensszenarium einer durch menschliches Eingreifen verwüsteten Natur. West Virginia Mining Landscape führt auf eindringliche Weise die Folgen der industriellen Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch den globalen Kapitalismus vor Augen.

Mit seinen Arbeiten stellt Mathias Kessler herkömmliche Vorstellungen und Darstellungsweisen der Natur infrage. Er sucht nach neuen ästhetischen Formen, um ein anderes Bewusstsein für die natürliche Umwelt zu schaffen und die Möglichkeiten des Erlebens und Denkens zu erweitern. Die Dekonstruktion idealistischer Vorstellungen von einer idealen, unberührten Natur spielt in seinen Fotoarbeiten, Skulpturen und Installationen eine große Rolle. So basieren seine Gradient Paintings auf Fotografien idealistischer Sonnenuntergängen, Sandstürmen oder Gewitterstimmungen. Diese Vorlagen werden mittels eines digitalen Rasterverfahrens und Airbrushtechnik in Malerei übertragen. Auf diese Weise entstehen Bilder von intensiven Farbverläufen, die die atmosphärische Lichtstimmung des Ursprungsmotivs abstrakt wiedergeben. Wissend, dass die rosarote Farbstimmung des Sonnenuntergangs ein Resultat der Luftverschmutzung des industriellen Zeitalters ist, bricht Kessler mit verklärenden Anschauungen. Bereits die Lichtwolken des englischen Landschaftsmalers William Turner verdeutlichen, dass Kunst Informationen über Veränderungen in Klima und Atmosphäre vermitteln kann. Die Werke von Mathias Kessler zeigen eine ästhetische Inszenierung von Natur, die die Wechselwirkung zwischen menschlichen Einflüssen und Naturphänomenen zum Ausdruck bringt.

Lebenslauf

Mathias Kessler (*1968, Österreich) ist ein in New York lebender Künstler, der den Begriff der Natur kritisiert und neu interpretiert. Kessler nutzt in seiner künstlerischen Praxis meist die Medien Fotografie, Installation und Performance. Hierbei greift er ökologische, sozial- und gesellschaftskritische Themen auf. Die Inhalte seiner Kunst sind groß: Romantische Malerei, Land Art und digitale Renderings konkurrieren und kollidieren, um vertraute Gegensätze wie Natur und Kultur, Repräsentation und Erfahrung und im erweiterten Sinne Ideologie und Ästhetik aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mit Hilfe der unterschiedlichen Medien verhandelt er die Definition und Interpretation der Beziehung von der Gesellschaft und wirtschaftlichen Interessen für die Welt und ihre natürlichen Ressourcen. Kessler erhielt seinen Master of Fine Art von der School of Visual Arts, New York im Jahr 2013. Er schaut auf eine große Anzahl internationaler Ausstellungen und Künstlerresidenzen zurück. So hatte er unter anderem Einzelausstellungen im Kirchner Museum in Davos, in der Kunsthal Rotterdam, im Boulder Museum of Contemporary Art, Boulder, Colorado, im Palmengarten Frankfurt, im Site:Lab, Grand Rapids, Michigan, im Rosphot National Museum for Photography, St. Petersburg, Russland, im GL im Holtegaard Museum, Kopenhagen sowie im Kunstraum Dornbirn. Aktuell sind Werke von ihm im Dom Museum Wien in der Ausstellung Fragile Schöpfung zu sehen.