Sylvia Eckermann / Gerald Nestler

sylvia eckermann / gerald nestler

"WATERY BEINGS WE’RE BOUND TOGETHER"
Gerald Nestler

über das werk

Ausgangspunkt für das visuell-musikalische Kunstprojekt ist die temporäre Intervention Cliffhanger des österreichischen  Künstlerkollektivs Steinbrener/Dempf & Huber in einer Steilwand des Mirafalls im Naturpark Ötschergräben. In schwindelnder Höhe installieren sie die Fassade einer Tourist-Information als Sinnbild für die Eroberung der Natur durch einen ausufernden Tourismus. Die Wiener Multimediakünstler*innen Sylvia Eckermann und Gerald Nestler entwickeln dazu einen filmischen Parcours mit acht Stationen, die die Wandernden auf ihrem Weg durch die Ötschergräben mit performativen Aktionen und musikalischen Kompositionen von klassischem Gesang bis Hip-Hop begleiten. Die Drehorte, zugleich Wegmarken für Besucher*innen, vermitteln ein ungewöhnliches Natur- und Technikerlebnis. In den acht Episoden verhandeln Eckermann und Nestler ökonomische, technologische und ökologische Zusammenhänge und deren Folgen für das Verhältnis von Natur und Zivilisation. Der Umgang mit Natur und Mensch als Ressource spielt dabei eine zentrale Rolle.

Die einzigartigen Naturschauplätze und historischen Bauwerke werden zum Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten szenischen Performances, in denen Mensch und Natur interagieren. In den oft rätselhaften Szenen gelingt es Eckermann und Nestler auf subtile Weise, die Komplexität dieser Beziehung zu thematisieren und zu emotionalen, zum Teil mystischen Bildern zu komponieren. Widersprüche prägen das Verhältnis von Mensch und Natur:
In der selbstherrlichen Annahme, die Natur beherrschen zu können, ist der Mensch gleichermaßen Nutznießer und Zerstörer. Diese Tatsache visualisiert etwa jene metaphorische Szene, in der der Protagonist eine Schotterrinne herabstürzt und damit sowohl zum Auslöser als auch zum Opfer der Naturzerstörung wird. Entlang des Parcours bewegt sich der/die Besucher*in durch unberührte Landschaft, stößt aber auch auf kulturelle Errungenschaften wie das historische Wasserkraftwerk Wienerbruck. Das daraus resultierende Spannungsverhältnis ist Kernpunkt der künstlerischen Inszenierungen. Auf hoch ästhetische, visuelle und musikalische Weise ermöglichen sie eine veränderte Wahrnehmung von Natur und veranschaulichen zugleich, wie gefährdet sie ist. Die einzelnen Clips erweisen sich im wahrsten Sinne als Cliffhanger, entfalten sie doch eine starke Spannung mit einer Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Der Cliffhanger Parcours verdeutlicht darüber hinaus das Interesse von Eckermann und Nestler an der Entwicklung neuer künstlerischer Formate sowie an der Kollaboration mit unterschiedlichen Disziplinen und Akteur*innen. Sie sehen darin eine Möglichkeit des Widerstands gegen gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Fehlentwicklungen.

CLIFFHANGER PARCOURS

Aktuell sind die Arbeiten zu PLATTFORM AUSTRIA von Sylvia Eckermann und Gerald Nestler als Künstlerblogger im von Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer kuratierten Österreichischen Pavillon für die 17. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia 2021 (22. Mai – 21. November 2021) zu sehen.

Weitere arbeiten