George Steinmann

george steinmann

"We are confronted with a spectacular shift in perception, with a new image of the world,
in which art is trying to find its place."
George Steinmann

Über das Werk

Der Schweizer Künstler, Musiker und Forscher George Steinmann gehört zu den einflussreichsten international tätigen Gestalter*innen, die sich mit nachhaltiger Entwicklung beschäftigen. Er ist davon überzeugt, dass Kunst Antworten auf die großen Herausforderungen des Anthropozäns liefern kann. Den alarmierenden Zustand der Welt bezeichnet Steinmann als Ausdruck einer Krise der Wahrnehmung und Entfremdung von der Natur. In seiner künstlerischen Praxis sieht er ein Mittel, um gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Zusammen-hänge und Abhängigkeiten zu erforschen und mithilfe ästhetischer Strategien sichtbar zu machen.

Seine Installation The Soul of Remedies zeigt gesammelte und selbst produzierte Materialien wie Pflanzensäfte, Pigmente, getrocknete Pflanzen, Farbproben und Zeichnungen. Die fein austarierte Anordnung ähnelt einem mittelalterlichen Laboratorium, in dem die geheimen, feinstofflichen Zusammenhänge der Welt erforscht werden. Das Sichtbarmachen von Unsichtbarem, von vergessenem Wissen und kulturellen Techniken wird in den ausgestellten Dingen immanent. George Steinmann hat in 40 Jahren seines Schaffens eine spezifische Ikonografie entwickelt, deren einzelne Bestandteile weit über ihren rein ästhetischen Wert hinausweisen. Vielmehr geht es ihm darum, die therapeutische Bedeutung bestimmter Stoffe wiederzuentdecken und ihre symbolhafte Kraft für seine Arbeit zu nutzen. So galt der dunkelviolette Saft der Heidelbeere über Jahrhunderte als populäres Heilmittel zur Stärkung des Sehvermögens und stellt damit eine Referenz an die Wahrnehmungsfähigkeit dar. Innerhalb seiner Präsentation kommt dem Bienenwachs eine besondere Bedeutung zu. Der Baustoff der Bienenvölker gilt als Wunder der Natur und ist Ausgangsmaterial für viele Anwendungen im medizinischen Bereich. Vor allem aber dient es als Entgiftungs- und Kommunikationsorgan, da es fettlösliche Substanzen aller Art aufnimmt und die Schwingungen der schwarmbereiten Königin überträgt. Das Wachs verweist somit auf das von Imkern „Bien“ genannte Bienenvolk als einen hochsensiblen, komplexen Organismus, der ein wichtiger Indikator für das ökologische Gleichgewicht und die Biodiversität ist. Weitere Bestandteile von Steinmanns Installation sind Pflanzensäfte, die neben den unterschiedlichen Proben auch konkrete Anwendung als Malmittel finden, zum Beispiel in der zentral platzierten Zeichnung. Sie zeigt ein symmetrisch um zwei Pole angeordnetes Beziehungsgeflecht. Der beigefügte Text lässt sich als klarer Handlungsauftrag lesen: „Penser à l’ensemble – agir pour l’ensemble“. Darin wird George Steinmanns Anliegen deutlich, in großen Zusammenhängen zu denken und als globales Wir zu handeln.

Lebenslauf

George Steinmann (* 1950 in Bern, Schweiz) ist ein bildender Künstler, Musiker und Forscher. Seine künstlerische Praxis ist forschungsorientiert und beinhaltet Recherchen zur kulturellen Dimension der Agenda 2030, zum Klimawandel, zur Biodiversität sowie zur Ökologie von Wald und Wasser. Er lebte fünf Jahre in Finnland, bevor er 1976 bis 1978 Malerei an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel studierte. Von 1978 bis 1980 studierte er Malerei und Afroamerikanische Studien am San Francisco Art Institute. Seit 1979 stellt er seine Werke weltweit in Museen, Galerien und Offspaces aus, so etwa im Parrish Art Museum in New York, in der Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell, im Riverside Art Museum Peking und im Kunsthaus Interlaken, auf der Klimakonferenz Bonn, im Kunstmuseum Krefeld, im Taxispalais Kunsthalle Tirol in Innsbruck und auf der
Klimakonferenz in Paris, im Kunstmuseum Thun, im LACE Los Angeles, in der ERES Stiftung in München, im Zentrum für Gegenwartskunst Nairs, im Helmhaus Zürich, im Contemporary Arts Centre, Cincinnati und in der Art Gallery of Ontario in Toronto sowie im Museum of Contemporary Art Helsinki und im Max-Planck-Institut für Genetik in Dresden. Er realisierte diverse Projekte im  ffentlichen Raum und war der Initiator des Prix Thun für Kunst und Ethik. Seit 1966 ist er auch als Musiker aktiv. Ausgedehnte Tourneen und Festival Performances in Europa (inkl. documenta 7 in Kassel) mit eigener Band sowie mit afroamerikanischen Künstlern wie Mike Henderson, Margie Evans und Grammy-Gewinner Johnny Copeland. Im Rahmen seiner verschiedenen künstlerischen Tätigkeiten entstanden zahlreiche Publikationen und CDs, Produktionen für Radio, TV, Film und Video. Er bekam eine große Anzahl von Forschungs-mandaten und Lehraufträgen und hielt vielzählige Vorträge über Kunst und Nachhaltigkeit in Europa, USA, Mexiko, Indien und Asien. Für sein Werk erhielt er viele Ehrungen, so unter anderem den Ehrendoktor der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern, den Grossen Kulturpreis der Stadt Thun, den Prix Visarte für Kunst im öffentlichen Raum, den Grand Prix Meret Oppenheim vom schweizerischen Bundesamt für Kultur und den Kristjan-Raud-Kunstpreis des Staates Estland.